Den Wurzeln des Spirituals nachgespürt

Die afrikanischen Wurzeln der schwarzen Spiritual- und Gospelmusik des nordamerikanischen Kontinents wurden im Rahmen von Konzerten bisher eher spärlich interpretiert.

Bei seiner Suche nach einer neuen Herausforderung entschloss sich deshalb der deutschlandweit bekannte Garser «Gospel-Train» dazu, echte afrikanische Chormusik zum dominanten Thema von zwei Sommerkonzerten auszubauen.Ein breites Publikum war nun erst in Waldhausen und dann auch in der barocken Garser Pfarr- und Klosterkirche vom Ergebnis der fast fünfmonatigen intensiven Arbeit restlos begeistert. Der Chor hatte sogar eigens in der Bayerischen Musikakademie ein «afrikanisches Wochenende» gebucht, wie Chorleiter Michael Gäßl am Rande des Konzerts erläuterte.

Es galt nicht nur die sprachliche Barriere zu überwinden, auch Dynamik und Leidenschaft der Musik seien nicht immer sofort mit der etwas besonneneren bayerischen Mentalität in Einklang zu bringen.

Doch was der Gospel-Train dann seinem Publikum präsentierte, war eine rundherum gelungene Identifikation mit dem afrikanischen Chorgesang unter weitgehendem Verzicht auf Instrumente: Nur Holle und Franz Nadler aus Mühldorf begleiteten gekonnt auf zwei Djemben. Sie waren übrigens dankenswerterweise kurzfristig für die erkrankten Trommler aus Ghana eingesprungen.

Die musikalische Entdeckungsreise durch Afrika fand in Gars übrigens ausgerechnet am 91. Geburtstag von Nelson Mandela statt und begann mit einem aus der Ferne immer näher kommenden «Kumbaya, my Lord, kumbaya» - der Gospeltrain zog aus der Felixkapelle in die bis auf die Emporen voll besetzte und nur durch Kerzen beleuchtete Kirche ein, um dann mit einem afrikanisch bewegten «Molweni» Erde und Menschen zu begrüßen. Dem kräftigen «Halleluja! Pelo tsa rona» folgte mit «Ipharadisi» eine Hymne auf das Paradies.

Das Programm umfasste 18 temperamentvoll und bewegt dargebotene Stücke aus verschiedenen Regionen. Steffi Mittermair, Steffi Sax und Sepp Wimmer glänzten als Solisten bei «Thula sizwe», «One by one» und dem unvergleichlichen sechsstimmigen Männergesang des aus den Graceland-Konzerten von Paul Simon entlehnten «Homeless», das wahre Begeisterungsstürme bei den Besuchern entfachte.

Bei «The Lion sleeps tonight» präsentierte man wunderbare Tierbilder auf der Leinwand, der Chor ließ Dschungelgeräusche erklingen. «Nkosi sikelel'l Afrika» wurde 1897 geschrieben und ist heute wesentlicher Bestandteil der «Nationalhymne» des Kontinents. Mit «Nginesi ponono», einem Hochzeitslied, ging das zweistündige Afrikakonzert zu Ende: Besucher und Chor teilten sich jeweils in zwei Hälften und sangen sich stellvertretend für Braut und Bräutigam gegenseitig laut an.

Immer wieder ließ es sich der sichtlich gut gelaunte Michael Gäßl während der Aufführung nicht nehmen, die Besucher in herrliche Spiele einzubeziehen, sei es beim «Moskitofangen» oder als willkommene Verstärkung oder Widerpart des Gospelchores.

Eher zufällig hatte sich im Laufe der Konzertvorbereitungen der Kontakt mit Menschen der Region ergeben, die sich humanitär für Afrika engagieren. Daraus entstand die Idee, bei den Sommerkonzerten in Waldhausen und Gars die afrikanische Chormusik bei freiem Eintritt und mehrmaligem engagierten Spendenaufruf als Benefizkonzert zu präsentieren.

Die Besucher verfolgten die fesselnden Berichte von «Tukutane e.V.» und Helmut Wagner zu ihren Entwicklungshilfeprojekten in Ostafrika äußerst interessiert.

Von Eberhard Basler

 

Erschienen im OVB, Wasserburg, 23.07.2009 - Originalartikel